„Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet“ (Offb 11, 19). Ein Gedanke in fünf Bildern

Seit dem Kreuzestod Jesu kann ein jeder das Heil erlangen, der an ihn glaubt und sich für das Geschenk der Erlösung öffnet. Die durch die Sünde abgebrochene Verbindung zu Gott ist wiederhergestellt. Der Augenblick des Todes Jesu am Kreuz stellt folglich den Schlüssel­moment der Heilsgeschichte dar. Die von Gott inspirierten Verfasser des Neuen Testaments haben uns diese grundlegende christliche Wahrheit auf unterschiedliche Weise übermittelt. Mithilfe vielfältiger Bilder und Symbole zeigen sie stets aufs Neue, wie die Sünde, die ein Hindernis auf dem Weg zu Gott darstellte, beseitigt wurde, und wie der Christ durch den Glauben wieder Zugang zu Gott erlangen kann. Ein und derselbe Gedanke – die Wiederher­stellung der durch die Sünde verlorenen Nähe zu Gott durch Jesu Tod – wird also im Buch des Neuen Bundes durch verschiedenartige Bilder veranschaulicht. In der vorliegenden Be­trachtung wollen wir uns mit fünf solchen Einzelmotiven aus dem Neuen Testament näher be­schäftigen, die den einen Gedanken, die Wiederanknüpfung der Verbindung zu Gott durch den Glauben an Jesus Christus, auf je eigene Weise vor Augen führen. Der Reihe nach werden wir folgende Motive betrachten: das Bild vom Aufreißen des Himmels bei der Taufe Jesu im Jordan (Mk 1,9-11); die judenchristliche Deutung der Tatsache, dass die Kreuzigung Jesu außerhalb der Stadt stattfand (Hebr 13,10-14); der Hinweis auf das Zerreißen des Vorhangs im Tempel (Mk 15,38); die paulinische Metapher von der durch den Glauben fort­genommenen „Hülle“, die dem Nichtglaubenden den Sinn der Schrift verbirgt (2Kor 3,14-16); und die apokalyptische Vision des offen stehenden himmlischen Tempels (Offb 11,19). Obschon alle diese Bilder denselben Grundgedanken illustrieren, setzt doch ein jedes von ihnen andere theologische Akzente. Die nachfolgenden Reflexionen sind ein Versuch, die verschiedenen theologischen Nuancierungen dieses Kerngedankens, dass nämlich der Weg zu Gott dank Jesu Tod allen Gläubigen offen steht, zu erfassen.

1. Der gespaltene Himmel (Mk 1,10)

Der Evangelist Markus widmet dem Ereignis der Taufe Jesu im Jordan, das theolo­gisch von besonderem Gewicht ist, gerade einmal drei Verse (Mk 1,9-11). Als Jesus aus dem Wasser tritt, öffnet sich über ihm der Himmel, sodass man von dort die Stimme des Vaters vernehmen kann, die der Welt die Gottessohnschaft des Getauften verkündet. In dem uns hier beschäftigenden Kontext erregt besonders der folgende Vers unsere Aufmerksamkeit: „Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam“ (Mk 1,10)[1]. Die Formulierung, dass „der Himmel sich öffnete“ (σχιζομενους τους ουρανους, schizomenous tous ouranous) gehört eindeutig in die apokalyp­tische Tradition; es genügt, sich hierzu den leidenschaftlichen Appell an Gott bei Jes 63,19b in Erinnerung zu rufen: „Reiß doch den Himmel auf, und komm herab“. Das von Markus benutzte Verb σχίζω (schizein = öffnen, spalten, auftun) nimmt die grammatische Form des passivum divinum an und weist damit auf das Tätigsein Gottes hin, der die Öffnung der Himmel bewirkt.

Die Taufe ist der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu. Sein Auftreten zielt letztlich darauf, den Himmel, der für die Menschen infolge der Sünde verschlossen geblieben ist, für jene, die glauben, wieder zu „öffnen“. Der Höhepunkt des Erlösungswerkes ist der Tod Jesu am Kreuz. Gerade an diesem Punkt öffnet sich der Himmel für die, die sich durch den Glauben an Jesus binden. Der Tod Jesu beendet sein öffentliches Wirken, daher kann auch das Aufreißen des Himmels zu Beginn dieser Tätigkeit – bei der Taufe – als Vorzeichen der Öffnung des Himmels für alle verstanden werden, die dem Wort glauben und das Werk des Gottessohnes annehmen.

2. Die Kreuzigung außerhalb der Stadt (Hebr 13,13)

Im Judentum kann man von einer eigentümlichen „Geografie der Heiligkeit“ sprechen, die aus konzentrischen Kreisen besteht. Das Zentrum des Universums befand sich nach Überzeugung der an Jahwe Glaubenden im Allerheiligsten des Jerusalemer Tempels. Dieser heilige Ort war von einer Reihe von Höfen umgeben, zu denen der Zugang streng geregelt war: Der innerste Hof war für die Priester reserviert, zum nächsten hatten nur jüdische Männer Zutritt, der nächste war für die Frauen bestimmt und nur den äußeren Tempelhof durften auch die Heiden betreten. Der Tempelbezirk als solcher lag in der Mitte der Stadt und war von Mauern umgeben. Sie stellten die Grenze des heiligen Bezirks dar. Die Mauern der heiligen Stadt bestimmten symbolisch die Grenze zwischen dem sakralen und dem profanen Lebensbereich. Wanderer oder Wallfahrer, die durch die Mauern Jerusalems ins Stadtinnere eintraten, gelangten so in den Wirkungskreis der Gegenwart Gottes, die Schechinah (שכינה).

Der aller Wahrscheinlichkeit nach judenchristliche Verfasser des Hebräerbriefes ent­faltet eine ganz eigentümliche Theologie vom Tode Jesu, den er als priesterliches Blutopfer versteht. Damit knüpft er an den Opferkult der jüdischen Tempelliturgie an:

„Wir haben einen Altar, von dem die nicht essen dürfen, die dem Zelt dienen. Denn die Körper der Tiere, deren Blut vom Hohenpriester zur Sühnung der Sünde in das Heiligtum gebracht wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Deshalb hat auch Jesus, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten. Lasst uns also zu ihm vor das Lager hinausziehen und seine Schmach auf uns nehmen. Denn wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt, sondern wir suchen die künftige“ (Hebr 13,10-14).

Weil Jesus außerhalb der Stadtmauern stirbt, beseitigt er dadurch die Grenze zwischen sacrum und profanum: Vom Augenblick seines Todes an ist Gottes Gegenwart nicht mehr auf die heilige Stadt beschränkt. Da die Grenze aufgehoben wurde, breitet sich die Schechinah über die ganze Welt aus. Hier lässt sich eine Parallele zur Situation der Israeliten in der Wüste erkennen: Weil Gott durch das Aufstellen des Goldenen Kalbes im Lager verhöhnt worden war, baute Mose das Begegnungszelt außerhalb des Lagers auf (Ex 33,7). Analog dazu wirkt Gott, dessen Handeln in Jesus die Juden verworfen hatten, die Erlösung außerhalb der Mauern der heiligen Stadt[2]. Auf diese Weise wird die Grenze, die Gott von den Menschen trennt, symbolisch aufgehoben.

3. Der zerrissene Vorhang (Mk 15,38)

Zwischen der Szene der Taufe Jesu im Jordan (Mk 1,9-11) und der Beschreibung seines Todes (Mk 15,33-39) lassen sich bei Markus zahlreiche Analogien erkennen. Eine von ihnen betrifft das Aufreißen des Himmels und das Zerreißen des Vorhangs im Tempel: Wie zu Beginn die Kraft des auf Jesus herabsteigenden Geistes bewirkte, dass der Himmel aufriss (Mk 1,10), „zerreißt“ jetzt die Kraft des aus Jesus heraustretenden „Geistes“ den Jerusalemer Tempelvorhang: „Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei“ (Mk 15,38)[3]. Das griechische Substantiv πνεύμα (pneuma) bedeutet „Atem“, „Wind“ und „Geist“. Die Verdichtung dieser Bedeutungen in der markinischen Formulierung erlaubt folgende Interpre­tation: Der letzte Atemzug Jesu bewirkte, dass der Wind des Geistes den Tempelvorhang zerriss[4]. Der Riss ist dabei vollkommen („von oben bis unten entzwei“), ein Hinweis auf das kraftvolle Wirken des Geistes Gottes.

Wie der Erlösertod des Gottessohnes den Weg zum Heil für alle eröffnet, die an ihn glauben, so bringt auch der symbolische Vorgang des Zerreißens des Vorhangs, der das Allerheiligste (bzw. im Fall des äußeren Vorhangs den ganzen Tempel)[5] vom Rest der Welt abtrennt, zum Ausdruck, dass der Zugang zu Gott für jeden Menschen offen steht, der die geistigen Früchte annimmt, die aus diesem Opfertod erwachsen. Markus beschreibt das Sich-Öffnen des Himmels bei der Taufe Jesu und das Zerreißen des Tempelvorhangs mit dem­selben Verb: σχίζω (schizein). Eine herausragende Bedeutung erhält in diesem Zusammen­hang das Bild, das sich auf dem äußeren Vorhang des Jerusalemer Tempels befand: Von Flavius Josephus wissen wir, dass auf dem Vorhang ein mächtiger Himmel dargestellt war („Auf dem Stoff war das gesamte Himmelsgewölbe abgebildet“; De bello Judaico 5,5,4). Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich das Motiv des sich spaltenden Himmels hier besonders gut wiedererkennen und die Darstellung gewinnt ein hohes Maß an innerer Übereinstimmung[6].

Von jetzt an kann jeder Gläubige zu jeder Zeit Zugang zu Gott gewinnen. Der Kontrast zur Praxis des bisherigen Tempelkultes, bei dem die Schwelle des Allerheiligsten nur einmal jährlich durch den Hohenpriester überschritten wurde, tritt deutlich zutage. Die Zeit des ersten Bundes ist beendet. In dieser Überzeugung stimmt Markus mit dem Verfasser des Hebräerbriefes überein, wenn dieser schreibt:

„In das erste Zelt gehen die Priester  das ganze Jahr hinein, um die heiligen Dienste zu verrichten. In das zweite Zelt aber geht nur einmal im Jahr der Hohepriester allein hinein, und zwar mit dem Blut, das er für sich und für die Vergehen des Volkes darbringt. Dadurch deutet der Heilige Geist an, dass der Weg in das Heiligtum noch nicht sichtbar geworden ist, solange das erste Zelt Bestand hat.“ (…) Christus „ist ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, […] und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt“ (Hebr 9,6-8; 12).

Darüber hinaus kann das Motiv des zerrissenen Vorhangs im Tempel auch mit der in der jüdischen Tradition verwurzelten Geste des Zerreißens der Kleider in Bezug gesetzt werden. Eine solche Handlung drückte Schmerz, Entrüstung, ohnmächtige Wut oder Ver­zweiflung aus. Da die Juden davon überzeugt waren, dass hinter dem durch den Vorhang verdeckten Tempel Gott selbst wohnt, bedeutet das Zerreißen des Vorhangs, dass Gott angesichts von Jesu Tod seine eigenen Kleider zerreißt. Hier lässt sich dies aber nicht nur als Zeichen von Schmerz und Zorn deuten, vielmehr öffnet Gott auf diese Weise den Weg zu sich selbst und schenkt den Menschen seine Gegenwart.

4. Das verhüllte Antlitz (2Kor 3,12-16)

In seinen Ausführungen über die Herrlichkeit der apostolischen Berufung (2Kor 2,14-5,10) stellt Paulus dem Freimut des Aposteldienstes die Situation der Juden gegenüber, die nicht an Christus glauben und das Evangelium ablehnen. Er knüpft dabei an die Darstellung im Buch Exodus an, wonach sich auf Moses Antlitz die Herrlichkeit Gottes widerspiegelte, nachdem er Gott auf dem Sinai begegnet war (Ex 34,27 ff.). Dieser bei jeder Begegnung im Zelt wieder aufgefrischte und dann langsam verblassende Glanz, den Mose durch das Ver­hüllen seines Gesichts zu verbergen suchte, wird für Paulus zum Bild der Vergänglichkeit, die den Alten Bund im Vergleich mit dem Neuen kennzeichnet.

„Weil wir eine solche Hoffnung haben, treten wir mit großem Freimut auf, nicht wie Mose, der über sein Gesicht eine Hülle legte, damit die Israeliten das Verblassen des Glanzes nicht sahen. Doch ihr Denken wurde verhärtet. Bis zum heutigen Tag liegt die gleiche Hülle auf dem Alten Bund, wenn daraus vorgelesen wird, und es bleibt verhüllt, dass er in Christus ein Ende nimmt. Bis heute liegt die Hülle auf ihrem Herzen, wenn Mose vorgelesen wird. Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt.“ (2Kor 3,12-16).

„Wenn Mose zum Herrn hineinging, um mit ihm zu reden, nahm er den Schleier ab, bis er wieder herauskam“ (Ex 34,34). Der Apostel erklärt nun, dass auf den Gesichtern der Juden auch weiterhin eine „Hülle“ (καλυμμα, kalumma) liegt, wenn sie die hebräische Bibel lesen. Die Schuld dafür gibt er allein den Juden selbst, deren Denken „verhärtet“ wurde. Aus diesem Grund können sie auch nicht „mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn“ widerspiegeln (vgl. 2Kor 3,18). Die „bis heute“ fortbestehende „Hülle“ erwähnt Paulus in den Versen 14 und 15 gleich dreimal hintereinander. Der Apostel kann seine Meinung in so drastischer Form äußern, weil er sich selbst Sabbat für Sabbat in die Synagogen gesetzt und Mose gehört hatte, dennoch war ihm die Wahrheit über Jesus Christus verborgen geblieben. Mehr noch, nachdem er sich zu Christus bekehrt hatte, hatte er selbst in den Synagogen das Evangelium verkündet und war meist verhärteten Herzen begegnet (Apg 13,15; 17,2-3). In der Formulierung „bis zum heutigen Tag“ (άχρι γαρ της σήμερον ήμερας, achri gar tes semeron hemeras) schwingt eine gewisse Ironie mit: Gerade „heute“ (σήμερον) ist doch der Tag des Heils (2Kor 6,2), und Gott hat unsere Herzen erleuchtet und „zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ (2Kor 4,6) befähigt.

Mose verhüllte sein Gesicht nach seinen Begegnungen mit Gott (2Kor 3,13; Ex 34,33-34); in Christus jedoch wird diese Hülle fortgenommen (2Kor 3,14; 16). In der paulinischen Theologie steht diese Hülle für das Gesetz. Niemand kann Rechtfertigung erlangen durch Gesetzeswerke; sie verhüllen Gott mehr, statt ihm den Menschen näher zu bringen. Der Christ blickt bei der Begegnung mit Christus auf dessen unverhülltes Antlitz, das den Glanz Gottes widerspiegelt. Dies geschieht durch den Glauben. Der Glaube bewirkt, dass die Hülle des Gesetzes abfällt und der Weg zu Gott offen steht[7].

Einige Exegeten behaupten sogar, Mose werde in der paulinischen Interpretation des Buches Exodus zum Prototyp desjenigen, der sich zum Herrn bekehrt[8]. Die Wendung „sich zum Herrn bekehren“ oder „sich dem Herrn zuwenden“ (LXX: επιστραφω προς Κυριον, epistraphein pros Kyrion) taucht im Alten Testament häufig auf (Deut 4,30; 2Chr 24,19; 30,9; Jes 19,22) und bezieht sich dort auf die Umkehr Israels zu Gott. Im Neuen Testament weist sie auf die Bekehrung zu Christus hin (1Thess 1,9; Apg 9,35; 11,21; 14,15; 15,19; 26,20; 1Petr 2,25). Zugang zu Gott hat also der, der sich zu Christus, dem Herrn, bekehrt.

5. Der himmlische Tempel (Offb 11,19)

Ein langer Abschnitt der Apokalypse, der sich mit den verschiedenen Schicksalen der gesamten Menschheit befasst (Offb 4-11), endet mit einer Vision des sich auftuenden himm­lischen Tempels: „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar: Da begann es zu blitzen, zu dröhnen und zu donnern, es gab ein Beben und schweren Hagel“ (Offb 11,19). Hier geht es nicht mehr um den irdischen Tempel (wie in Offb 11,1), sondern um dessen himmlisches Gegenstück (Offb 3,12; 7,15; 15,5-8; 21,22). Das Sichtbarwerden der Bundeslade ist ein Zeichen für die Belohnung, die den Getreuen zuteil wird, während Blitze, Donner, Hagel und Erdbeben die Strafe symbo­lisieren, die die Untreuen erwartet. Seit dem Bau des Jerusalemer Tempels bis zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft (586 v. Chr.) befand sich die Bundeslade im Allerheiligsten des Tempels. Das Erscheinen der Lade im himmlischen Tempel bedeutet, dass das geistliche Erbe Israels in die Kirche „hinübergerettet“ worden ist; die gewaltigen Naturerscheinungen hingegen weisen auf den Ärger Gottes hin. Vom himmlischen Tempel gehen sowohl die Liebe Gottes wie auch sein gerechter Zorn aus.

Im Alten Testament war die Lade das Zeichen der immerwährenden Gegenwart Gottes. Zweifellos stand sie bis zu der Zeit, als Nebukadnezzar Jerusalem verbrannte (2Kön 25,8-10), im Tempel. 2Makk 2,4-8 erwähnt die Legende, Jeremia habe die Lade auf Gottes Geheiß gestohlen und auf dem Berg Nebo versteckt. Sie sollte dort so lange bleiben, bis „Gott sein Volk wieder sammelt und ihm wieder gnädig ist“ (2Makk 2,7). Diese Überzeugung spiegelt die jüdische Erwartung wider, dass die Lade in messianischer Zeit an ihren an­gestammten Ort zurückkehren wird. Auf diese Weise wird Gott in der Endzeit wieder unter seinem Volk leben[9]. Die Vision des Johannes verweist darauf, dass diese Erwartungen Wirklichkeit geworden sind: Die Bundeslade zeigt sich wieder im Tempel – jetzt jedoch im himmlischen Tempel. Gott wird gegenwärtig für jeden, der die Herrschaft Christi, des Gesalbten Gottes (Offb 11,15), anerkennt.

6. Zusammenfassung

Seit dem Augenblick des Todes Jesu am Kreuz steht der Weg zum Vater wieder offen. Die Verfasser des Neuen Testaments bedienen sich verschiedener Bilder, um diese Wahrheit zum Ausdruck zu bringen. Der Evangelist Markus berichtet, der Himmel habe sich bei der Taufe Jesu im Jordan „geöffnet“; hierin liegt bereits die Vorankündigung der Vollendung der Mission Jesu, die genau hier ihren Anfang nimmt. Das Ziel ist die Erlösung, also das Auftun eines Weges zu Gott. Dieselbe Wahrheit steht dem Verfasser des Hebräerbriefes vor Augen, wenn er unterstreicht, dass Jesus außerhalb der Stadtmauern starb. Die Mauern Jerusalems markierten die Grenze des heiligen Bezirks, der Gottes Heiligkeit vorbehalten war. Seit dem Opfertod Jesu aber breitet sich Gottes Gegenwart in der ganzen Welt aus und ist nicht mehr allein auf die heilige Stadt beschränkt. So kann jeder Mensch den Zugang zum Vater finden. Das Motiv des Himmels, der sich öffnet, wird von Markus in seiner Schilderung des Sterbens Jesu noch einmal aufgegriffen. Als der Vorhang des Tempels zerreißt, auf dem das Himmels­gewölbe dargestellt ist, wird die göttliche Schechinah aus dem Allerheiligsten „befreit“ und fließt in die ganze Welt hinaus. Der heilige Paulus formuliert dieselbe Wahrheit noch auf andere Weise, indem er erklärt, dass bei jedem, der sich zu Christus bekehrt, der Schleier abfällt, unter dem der „Glanz des Herrn“ zuvor verborgen war. Dadurch erhält ein solcher Mensch einen unmittelbaren Zugang zu Gott, wie man ihn allein durch das Befolgen des Gesetzes nicht erlangen kann. Schließlich zeigt der heilige Johannes in der apokalyptischen Vision von der Öffnung des himmlischen Tempels, dass die Bundeslade – ein Zeichen der Gegenwart Gottes – jene begleitet, die dem göttlichen Gesalbten die Ehre erweisen.

Streszczenie

Od chwili śmierci Jezusa na krzyżu przystęp do Ojca zostaje na nowo otwarty. Autorzy Nowego Testamentu posługują się różnymi obrazami, by wyrazić tę prawdę. Marek ewangelista oznajmia, że przy chrzcie Jezusa w Jordanie niebo „rozwarło się” (Mk 1,10); stanowi to zapowiedź celu misji Jezusa, która właśnie się rozpoczyna. Celem tym jest odkupienie, a więc otwarcie przystępu do Boga. Tę samą prawdę ukazuje autor Listu do Hebrajczyków, gdy podkreśla, że Jezus umarł poza miastem (Hbr 13,13). Mury Jerozolimy wyznaczały swoistą granicę świętego obszaru, naznaczonego świętością Boga; od chwili śmierci Jezusa Boża obecność rozlewa się na cały świat, a nie jest już ograniczona jedynie do Miasta Świętego. W ten sposób każdy może uzyskać przystęp do Ojca. Motyw otwarcia się nieba został także symbolicznie zaakcentowany przez Marka w relacji o śmierci Jezusa na krzyżu. Gdy rozdziera się zasłona przybytku, na której przedstawiono wizerunek nieba, boska Shekinah zostaje „uwolniona” z Miejsca Najświętszego i rozlewa się na cały świat (Mk 15,38). Jeszcze inaczej tę samą prawdę wyjaśnił św. Paweł; twierdzi, że u każdego, kto nawraca się do Chrystusa, opada zasłona która przesłania mu „jasność Pańską” (2Kor 3,14-16); tym samym osoba taka zyskuje przystęp do Boga, którego nie można osiągnąć poprzez Prawo. Wreszcie św. Jan w apokaliptycznej wizji otwarcia się świątyni niebiańskiej ukazuje, że Arka Przymierza – znak bliskości Boga – towarzyszy tym, którzy oddają cześć boskiemu Pomazańcowi – Chrystusowi (Ap 11,9).

 

[1] „Alla menzione del battesimo segue la teofania. Le due parti sono sproporzionate: sette parole greche per il battesimo contro le trentaquattro per la teofania. E’ evidente che, mentre il battesimo viene trattato velocemente, il racconto si sofferma sulla teofania”; S. LÉGASSE, Marco, Roma 2000, 72.

[2] “[…] in the person of Jesus, God had again been rejected in the camp; his presence was therefore to be enjoyed outside the camp, where Jesus was, and everyone who sought him must go out and approach him through Jesus”;  F.F. BRUCE, The Epistle to the Hebrews, The New International Commentary on the New Testament, Grand Rapids 1990, 381.

[3] D. ULANSEY, „The Heavenly Veil Torn: Mark’s Cosmic ‘Inclusio’”, JBL 110 (1991) 1, 123.

[4] „Mark’s story of unnatural darkness at the moment of Jesus’ death and the tearing of the temple curtain might refer to a supernatural event. However, these are ambiguous signs; unlikely yet natural explanations can be conceived for them. Indeed, the characters in the story seem unaware of these events, just as they were unaware of the dove and voice at Jesus’ baptism (Mark 1:10-11)”; G. AICHELE, „Fantasy and Myth in the Death of Jesus”, Cross Currents 44 (1994) 94.

[5] H.M. JACKSON, „The Death of Jesus in Mark and the Miracle from the Cross”, NTS 33 (1987) 23-31.

[6] M. ROSIK, „‘Il velo del Tempio so squarciò” (Mc 15,38)’. Il simbolo del velo squarciato nel Vangelo di Marco”, w: On His Way. Studies in Honour of Professor Klemens Stock, S.J. on the Occasion of his 70-yh Birthday, red. A. Malina, Katowice 2004, 248-256.

[7] “Paul is saying, in effect, that only as Israelites turn to Christ, on the basis of the preaching of the gospel, will they discern the inner meaning and glory of the old covenant. Apart from Christ those who remain under that covenant remain veiled to the eschatological glory to which it pointed”; P. BARNET, The Second Epistle to the Corinthians, The New International Commentary on the New Testament, Grand Rapids – Cambridge 1997, 195.

[8] M.E THRALL, “The Problem of II Cor. VI.14-VII.1 in Some Recent Discussion”, NTS 24 (1977) 132-138. “Scholars are divided as to whether ‘the Lord’ of v.16 is (1) Yahweh, the covenant Lord of Israel, or (2) the Lord Christ”; P. BARNET, The Second Epistle to the Corinthians, 198. Cfr. L.L. BELLEVILLE, Reflections of Glory. Paul’s Polemical Use of the Moses Dox Tradition in 2 Corintians 3.1-18, JSNTSS 52, Sheffield 1991, 254-255.

[9] R.M. MOUNCE, The Book of Revelation, The New International Commentary on the New Testament, Grand Rapids – Cambridge 1998, 228.